Der Ursprung der Etiketten

Kind mit Pflaster auf den Knien
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Die ältesten gedruckten Etiketten stammen aus der Zeit um 1700. Sie wurden damals zur Kennzeichnung von Warenballen oder später als Weinetiketten verwendet. Sie wurden aufgeklebt, indem man die jeweilige Oberfläche mit nassem Leim bestrich, auf dem das Etikett festgedrückt wurde. Hier befassen wir uns jedoch mit einer wesentlich jüngeren Spielart des Etiketts: dem sogenannten selbstklebenden Etikett zur Trockenetikettierung.

Die Medizin als Vorreiter

Als Vorläufer des Haftetiketts kann möglicherweise das Heftpflaster angesehen werden, das sich die Hamburger Firma Beiersdorf im Jahr 1882 patentieren ließ.
Die ersten gestanzten Selbstklebeetiketten sollen von Stanton Avery in den USA im Jahr 1935 hergestellt worden sein. Die Preis-Aufkleber, die er unter dem Markennamen Kum-Kleen vertrieb, waren auf der Rückseite mit einem Kautschukkleber versehen, so daß sie wieder abgelöst werden konnten. In England wurde das selbstklebende Material von Stanton Avery durch die Firma Sessions importiert, die 1938 die Herstellung unter der eigenen Marke Strip-Clean startete.

Deutschland war entscheidend in der Erfindung der Etiketten

In Deutschland war die von Wilhelm Jackstädt im Jahr 1920 gegründete Feinpapiergroßhandlung gleichen Namens wesentlich an der Entwicklung der Haftetiketten beteiligt. Die selbstklebende Postkarte, eine Doppelkarte, die durch einen klebstoffbeschichteten Rand wie ein Brief verschließbar war, wurde Ende der 40er Jahre in diesem Wuppertaler Unternehmen erfunden. Ob die genannten Daten für die “Erfindung” des ersten selbstklebenden Etiketts korrekt sind, ist allenfalls für Historiker von Interesse. Der Siegeszug aber, den das Selbstklebe-Etikett in den zurückliegenden Jahrzehnten erleben konnte, brachte diesem Produkt inzwischen die führende Rolle unter den Etikettenarten ein. Die frühen 50er Jahre können dabei als Zeitpunkt gesehen werden, an dem Haftetiketten begannen, auf breiterer Basis akzeptiert zu werden. Vor allem in den Jahren nach 1960 nahmen die verschiedenen Anwendungen in der Industrie immer rascher zu.

Etiketten auf Gläsern
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Neuentwicklungen im Bereich der Drucktechnik, bei den Klebstoffen oder auf dem Sektor der Etikettierung brachten die selbstklebenden Produkte ebenso voran wie neue Kunststoffmaterialien oder die Möglichkeit zum Bedrucken der Etiketten mit variablen Daten.

Beschleunigt wurde der Fortschritt auch durch die Zusammenarbeit von 20 Firmen, die sich mit der Herstellung und der Anwendung von Haftetiketten befassten und 1958 den internationalen Verband für die Etikettenindustrie FINAT (Fédération Internationale des Fabricants et Transformateurs sur Papiers er Autres Supports) gründeten. Auf nationaler Ebene vertritt der VskE (Verband der Hersteller selbstklebender Etiketten e.V.) seit 1980 die Interessen der Etikettenindustrie in Deutschland.

Das Etikett in der heutigen Anwendung

Versandetikett auf einem Paket
Mit einem Barcode personalisiertes Etikett aus der Logistik-Branche. © Shawn Hempel – stock.adobe.com

Heute haben sich Haftetiketten in vielen Bereichen fest etabliert, weil sie eine ganze Reihe von Vorteilen aufweisen. Sie sind aufgrund der trockenen Etikettierung einfach und sauber zu handhaben. Das Aufbringen der Etiketten kann mit hohen Geschwindigkeiten erfolgen, wodurch dieses Verfahren besonders wirtschaftlich ist.

In Gestaltung und Form können Haftetiketten dem jeweiligen Einsatzzweck entsprechend angepasst werden. Dazu setzen Etikettenhersteller das ganze Spektrum an Druck- und Verarbeitungsverfahren ein, das der graphischen Industrie zur Verfügung steht. Ein bekanntes und allgegenwärtiges Einsatzbeispiel sind Auszeichnungsetiketten für Lebensmittel oder die Verwendung in der Logistik.

Die Auswahl an unterschiedlichen Klebstoffen ist so vielseitig, dass selbstklebende Etiketten auch auf schwierigen Oberflächen, z.B. Kunststoffen, zuverlässig haften. Sie sind obendrein in der Verklebung extrem variabel. Die Bandbreite der Klebstoffeigenschaften reicht einerseits von permanent haftend bis rückstandfrei ablösbar. Auf der anderen Seite können selbstklebende Etiketten über individuelle Klebstoffrezepturen etc. noch viele weitere Aufgaben erfüllen. Darüber hinaus erweitert sich die Zahl der Materialien und Klebstoffe ständig und es kommen immer wieder neue Verfahren zur Herstellung von speziellen Etikettenprodukten hinzu. So gibt es kaum eine Problemstellung, die nicht mit Selbstklebe-Etiketten zu lösen wäre.